Online-Coachings erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit, doch nicht immer halten die versprochenen Inhalte, was die Anbieter anpreisen. Viele Kunden fühlen sich nach der Buchung über den Tisch gezogen – sei es wegen mangelnder Qualität, fehlender Leistungen oder undurchsichtiger Verträge.
Doch wann besteht ein Recht auf Rückerstattung? Welche gesetzlichen Regelungen greifen 2025? Und welche rechtlichen Schritte können Verbraucher unternehmen, um ihr Geld zurückzufordern? Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte zur Rückerstattung von Online-Coaching-Gebühren, einschließlich der aktuellen Rechtsprechung.
Wann kann man Online-Coaching-Gebühren zurückfordern?
Nicht jedes unzufriedene Coaching-Erlebnis berechtigt automatisch zur Rückerstattung. Verbraucher haben jedoch in mehreren Fällen die Möglichkeit, ihr Geld zurückzuverlangen. Die häufigsten Gründe sind:
- Widerrufsrecht nach § 355 BGB
Wer ein Online-Coaching als Verbraucher gebucht hat, kann innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss widerrufen. Dies gilt insbesondere, wenn das Coaching über das Internet abgeschlossen wurde. Einzige Ausnahme: Wenn das Coaching bereits vollständig erbracht wurde und der Kunde auf das Widerrufsrecht ausdrücklich verzichtet hat. - Täuschung oder irreführende Werbung
Viele Online-Coaches werben mit unrealistischen Versprechen („100 % Erfolgsgarantie“, „Schnelles Geld verdienen“ etc.). Werden falsche Angaben gemacht oder wird ein Kunde bewusst getäuscht, kann der Vertrag nach § 123 BGB (arglistige Täuschung) angefochten werden. - Mangelhafte oder nicht erbrachte Leistung
- Wurde das Coaching nicht vollständig erbracht?
- Entsprachen die Inhalte nicht den vertraglichen Vereinbarungen?
- Gab es technische Probleme oder Nichterreichbarkeit des Coaches?
- Unzulässige AGB-Klauseln
Einige Anbieter versuchen, Rückerstattungen durch undurchsichtige Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) zu verhindern. Klauseln, die Verbraucher unangemessen benachteiligen, sind jedoch nach § 307 BGB unwirksam. - Unfaire Vertragsbedingungen oder überhöhte Preise
Manche Online-Coaches nutzen aggressive Verkaufsstrategien, um Kunden zu überteuerten Verträgen zu drängen. Besteht ein erheblicher Unterschied zwischen Leistung und Preis, kann eine Sittenwidrigkeit nach § 138 BGB vorliegen.
Schritte zur Rückerstattung – So fordern Sie Ihr Geld zurück
Wer sich für eine Rückforderung entscheidet, sollte strukturiert vorgehen:
1. Vertrag prüfen
- Welche Bedingungen wurden vereinbart?
- Wurde ein Widerrufsrecht ausgeschlossen?
- Enthalten die AGB unzulässige Klauseln?
2. Schriftliche Reklamation beim Anbieter
- Den Anbieter über die Mängel oder Täuschung informieren.
- Eine Frist zur Erstattung setzen (mindestens 14 Tage).
- Alternativ: Vertrag widerrufen oder anfechten.
3. Zahlungsmethoden nutzen (Chargeback, PayPal-Käuferschutz, Kreditkartenrückbuchung)
- PayPal-Käuferschutz: Falls das Coaching nicht geliefert wurde oder erheblich abweicht.
- Kreditkarten- oder Lastschriftrückbuchung: Falls eine unrechtmäßige Abbuchung vorliegt.
4. Rechtsbeistand oder Verbraucherzentrale einschalten
- Falls der Anbieter nicht reagiert oder eine Rückzahlung verweigert.
- Anwaltliche Prüfung der Vertragsklauseln und mögliche Klage.
Aktuelle Rechtsprechung 2025 zur Rückerstattung von Online-Coaching-Gebühren
Die Gerichte haben sich in den letzten Jahren zunehmend mit Klagen gegen Online-Coaching-Anbieter beschäftigt. Einige wegweisende Urteile aus 2024 und 2025 stärken die Rechte der Verbraucher:
- OLG Nürnberg (Urteil v. 10.01.2025, Az. 8 U 472/24)
Ein Kunde klagte gegen einen Online-Coach, der eine „Geld-zurück-Garantie“ versprach, jedoch keine Rückerstattung gewährte. Das Gericht entschied, dass die Garantie rechtsverbindlich sei und der Coach zur Rückzahlung verpflichtet ist. - BGH (Beschluss v. 05.07.2024, Az. I ZR 192/23)
Ein Coaching-Anbieter durfte keine Vertragsklausel verwenden, die Rückerstattungen grundsätzlich ausschloss. Der Bundesgerichtshof erklärte diese Klausel für unwirksam. - LG München I (Urteil v. 15.11.2024, Az. 12 O 5876/24)
Ein Kläger konnte nachweisen, dass das Coaching erhebliche Mängel aufwies. Das Gericht sprach ihm eine volle Rückerstattung zu, da die Leistung nicht dem Vertrag entsprach.
Diese Urteile zeigen, dass sich der Rechtsrahmen für Verbraucher verbessert. Wer sich betrogen fühlt, hat gute Chancen, sein Geld zurückzubekommen.
Tipps der Redaktion – So schützen Sie sich vor unseriösen Online-Coachings
- Anbieter prüfen:
- Gibt es echte Bewertungen?
- Ist das Unternehmen registriert?
- Sind die AGB rechtlich nachvollziehbar?
- Keine voreiligen Zahlungen leisten:
- Verträge vor der Buchung sorgfältig durchlesen.
- Keine hohen Beträge im Voraus zahlen.
- Widerrufsrecht nutzen:
- Innerhalb von 14 Tagen den Vertrag widerrufen, falls Zweifel bestehen.
- Bei Unzufriedenheit aktiv werden:
- Schriftlich reklamieren, Fristen setzen, Zahlungsdienste nutzen.
- Juristische Hilfe in Anspruch nehmen:
- Verbraucherzentralen bieten oft kostenlose Beratung.
- Ein Anwalt kann eine Klage prüfen und bei der Rückforderung helfen.
Aussicht 2025 – Strengere Kontrollen gegen unseriöse Online-Coachings?
Die Politik hat erkannt, dass der Markt für Online-Coachings wenig reguliert ist und viele Verbraucher durch überteuerte oder wertlose Programme geschädigt werden. Geplante Maßnahmen für 2025 und darüber hinaus:
- Einführung einer gesetzlichen Pflicht zur transparenten Preisgestaltung.
- Strengere Regeln gegen irreführende Werbeversprechen.
- Mehr Kontrolle über AGB und Vertragsbedingungen durch Verbraucherschutzbehörden.
- Möglichkeit, Coaching-Verträge unter bestimmten Bedingungen jederzeit kündigen zu können.
Die Zukunft wird zeigen, ob diese Maßnahmen greifen und unseriöse Anbieter vom Markt verschwinden.
Fazit: Geld zurück bei unseriösen Online-Coachings – Verbraucher haben starke Rechte
Die rechtlichen Möglichkeiten zur Rückforderung von Coaching-Gebühren sind 2025 besser denn je. Wer eine mangelhafte Leistung erhält oder getäuscht wird, hat mehrere Wege, sein Geld zurückzufordern. Besonders das Widerrufsrecht, das Verbraucherrecht gegen arglistige Täuschung und die neuesten Gerichtsentscheidungen stärken die Position der Kunden.
Wer von einer überhöhten oder nutzlosen Coaching-Dienstleistung betroffen ist, sollte nicht zögern: Schnelles Handeln, klare Kommunikation und notfalls eine juristische Auseinandersetzung können zur Rückerstattung führen.