Ein Verkehrsunfall kann für die Beteiligten nicht nur eine physische und psychische Belastung darstellen, sondern auch rechtliche und finanzielle Herausforderungen mit sich bringen. Was ist zu tun, wenn man in einen Unfall verwickelt wurde? Wie läuft die Schadenregulierung ab und welche Ansprüche stehen einem zu?
Erste Schritte nach einem Verkehrsunfall
Zunächst ist es entscheidend, nach einem Verkehrsunfall die Unfallstelle abzusichern und, falls nötig, Erste Hilfe zu leisten. Anschließend sollte die Polizei gerufen werden, besonders dann, wenn es Verletzte gibt oder der Unfallhergang unklar ist. Die Polizei wird den Unfall aufnehmen und ein Protokoll erstellen, das später für die Schadenregulierung wichtig sein kann. Es ist ratsam, die Kontaktdaten aller Unfallbeteiligten sowie von Zeugen zu notieren und Fotos von der Unfallstelle zu machen.
Schadenregulierung – Wie geht es weiter?
Die Schadenregulierung beginnt mit der Meldung des Unfalls bei der eigenen Versicherung. Dabei sind die Fristen zu beachten, die in der Regel zwischen einer Woche und einem Monat liegen. Die Versicherung wird nach der Schadensmeldung die Prüfung des Sachverhalts aufnehmen. Hierbei wird der Unfallhergang genau untersucht, um die Haftungsfrage zu klären. Im deutschen Recht gilt das Prinzip der Gefährdungshaftung gemäß § 7 StVG, wonach der Halter eines Fahrzeugs grundsätzlich für Schäden haftet, die durch den Betrieb seines Fahrzeugs entstanden sind.
Welche Ansprüche haben Unfallbeteiligte?
Im Rahmen eines Verkehrsunfalls können unterschiedliche Ansprüche geltend gemacht werden. Dazu zählen insbesondere Schadensersatzansprüche für Sachschäden und Personenschäden. Sachschäden umfassen die Reparaturkosten des Fahrzeugs, Wertminderung, Mietwagenkosten oder Nutzungsausfall. Personenschäden umfassen Schmerzensgeld, Heilbehandlungskosten und gegebenenfalls Verdienstausfall. Das Schmerzensgeld richtet sich nach der Schwere der Verletzung und wird in § 253 BGB geregelt.
Wie beeinflusst die Schuldfrage die Ansprüche?
Die Klärung der Schuldfrage ist zentral für die Durchsetzung von Ansprüchen. Bei einem Alleinverschulden hat der Geschädigte Anspruch auf vollständigen Schadensersatz. Bei einer Mitschuld wird der Schadensersatzanspruch anteilig gekürzt. In der Praxis werden oft Vergleichsverhandlungen geführt, um die Haftungsquote zu klären. Hierbei spielen Unfallgutachten und Zeugenaussagen eine entscheidende Rolle.
Wann sollten Sie einen Anwalt einschalten?
Es ist ratsam, bei komplexen Fällen oder bei Unklarheiten über die Schuldfrage einen Anwalt für Verkehrsrecht hinzuzuziehen. Ein Anwalt kann nicht nur bei der Beweisführung helfen, sondern auch sicherstellen, dass alle Ansprüche umfassend geltend gemacht werden. Zudem übernimmt die gegnerische Versicherung in vielen Fällen die Anwaltskosten des Geschädigten, sofern der Unfallgegner ganz oder teilweise schuldhaft handelte.
Fazit und Handlungsempfehlungen
Ein Verkehrsunfall zieht zahlreiche rechtliche Fragen nach sich, die fundiertes Wissen erfordern. Die korrekte und zeitnahe Meldung des Unfalls an die Versicherung ist essenziell, um Ansprüche durchzusetzen. Unfallbeteiligte sollten sich frühzeitig rechtlich beraten lassen, um keine Ansprüche zu verlieren. Zukünftig könnte die Digitalisierung der Schadenregulierung Prozesse beschleunigen und vereinfachen. Die Einführung digitaler Plattformen zur Unfallmeldung und -bearbeitung ist bereits im Gange und wird vermutlich in den kommenden Jahren Standard werden.